Balsa Foam

Wunderzeug für Dioramenbau oder teurer Schnickschnack ?

Text und Fotos © 2000 Malte Rathke

Es scheint mir etwas ungewöhnlich über Balsa Foam zu schreiben, wo ich selbst doch kaum Erfahrungen im Modellbau habe und nur sporadisch mit Balsa Foam in Berührung gekommen bin. Was solls, ich hoffe es wird informativ genug um sich einen Eindruck von diesem Werkstoff zu verschaffen.

Was ist Balsa Foam ?

Balsa Foam ist ein nahezu gewöhnlicher Schaumstoff. Wer schon einmal mit Trockenblumen zu tun gehabt hat, der kennt sicherlich diese "Steckziegel" genannten Schaumstoffblöcke. Balsa Foam ist sehr ähnlich (und staubt genauso übel), nur hat es eine grössere Dichte. Wer einmal versucht hat Details in Steckziegel zu "schnitzen" (warum sollte das wohl jemand je versucht haben, ausser mir vielleicht), dem ist klar das der Schaumstoff sehr weich ist. Es ist schwer die schönen Details nicht durch eine leichte Berührung oder einen Pinselstrich zu zerstören. Trotzdem ist der Gesteckziegel projektabhängig eine hervoragende und vor allem günstige Lösung bzw. Alternative zu z.B. Balsa Foam. Balsa Foam gibt es in 3 verschiedenen Dichtegraden und dazu noch auf zwei verschiedenen Ausgangsstoffen. Zum einen gibt es phenolisches Balsa Foam, dies ist in der geringsten Dichte (Balsa Foam I genannt) sehr leicht zu bearbeiten und bietet entsprechend in der höchsten Dichte (Balsa Foam III) die grösste Wiederstandskraft (auch gegen unbeabsichtigtes Anstossen etc.) Balsa Foam II liegt in der Mitte was Verarbeitung und Wiederstandsfähigkeit angeht. Desweiteren gibt es Balsa Foam I - III auch auf Basis von aufgeschäumten Polyurethan. Der gravierende Unterschied liegt hier vor allem in der Festigkeit. Das Urethan Balsa Foam lässt sich nicht so leicht bearbeiten. Ausserdem hat das phenolische Balsa Foam keinen Memory- oder Reboundeffekt. Soll heissen, wenn man mit einem stumpfen Gegenstand etwas in phenolisches Balsa Foam einprägt, dann bleibt diese Prägung erhalten. Das Balsa Foam auf Urethanbasis hat hingegen ein Formgedächtnis und kompensiert solche Prägungen bis zu einem gewissen Grad. Meines Wissens nach benutzten Modellbauer Balsa Foam I oder II und zwar das phenolische. Wenn ich also gleich auf die Verarbeitung von Balsa Foam zu sprechen komme, meine ich BF I oder II.

Lasst mich noch kurz erwähnen, dass Balsa Foam besonders für Kunstkurse an Schulen geeignet ist, da es mit stumpfen Gegenständen zu bearbeiten ist, besteht geringere Verletzungsgefahr für Kinder.

Bevor ich es vergesse, Balsa Foam wird von der Firma Jiffy Foam (auch American Foam Technologies) hergestellt, die ihren Sitz in Amerika hat. Leider muss ich auch gleich die schlechte Nachricht loswerden. Wer Balsa Foam benutzen will, muss es teuer importieren. Es gibt keine Wiederverkäufer in Deutschland, noch - so glaube ich - irgendwo in Europa. Bei Versandgebühren um die 35,- Mark muss man schon etwas grössere Mengen bestellen.

 

Wie arbeitet man mit Balsa Foam ?

Zuerst vielleicht die üblichen Hinweise zur Sicherheit. Zwar ist Balsa Foam als nicht-toxisch und unbedenklich eingestuft worden, da es aber bei der Verarbeitung stark staubt, sollte man spätestens beim Einsatz von elektrischen Hilfsmitteln (Dremel etc.) mit einer Staubmaske arbeiten. Auch wird die Verwendung von Sicherheitsbrillen empfohlen, da Staub in den Augen Irretationen auslösen kann. Mit den Fingern nicht in den Augen spielen während man daran arbeitet und schön die Hände waschen wenn man fertig ist.

Das gute an BF ist, man kann es mit Bleistiften, stumpfen Gegenständen, einfach allem was irgendwie härter ist als BF, bearbeiten. Wer David Fisher kennt und seine Modelmania Videos gesehen hat (im spezielen Volume III), der weiss das man mit einfachsten Mitteln absolut verblüffende Ergebnisse erzielen kann. Ich werde hier eines der vielen Beispiele in seinem Video herausgreifen und im folgenden kurz demonstrieren, wie man eine Wand aus Ziegelsteinen herstellt. Bitte entschuldigt, dass ich nur eine kleine Menge BF zur Verfügung hatte und alles entsprechen kleiner dimensioniert ist. Wichtig zu Erwähnen wäre auch noch das BF I & II nicht gerade Beständig sind gegen Druckstellen oder andere Stosspuren. Wer befürchtet, dass sein Diorama nicht wirklich an einem sicheren Ort stehen wird, der sei gewarnt. Profis verwenden hier Resin (Giessharz) um die Oberfläche von BF zu versiegeln und die benötigte Stabilität zu geben. Hierbei sollte darauf geachtet werden, dass die Strukturen im BF tief genug sind, da dass Harz einen Teil davon verdecken wird. Eine weitere, noch teurere und aufwendigere Variante ist, aus BF lediglich einen Prototypen herzustellen. Aus diesem kann man dann mit RTV Silikon (welches ziemlich teuer ist) eine Gußform erstellen. Schliesslich lässt sich diese Form mit Resin, Gips usw. wieder in ein Positiv verwandeln. Abe wie gesagt, wer auf seine Dioramen achtet oder besser noch, sie irgendwo einschliesst (hehe), der wird das alles vielleicht nicht brauchen.

 

Eine Steinwand in Balsa Foam

Bitte beachtet dass ich innerhalb von zehn Minuten was "zusammengeschustert" habe. Leider sind die Fotos ziemlich schlecht geworden.

Die allgemeine Form

Zu aller erst sollte man natürlich eine Vorstellung von der Form haben. Ich habe hier einfach einen unregelmässigen Ausschnitt einer Wand demonstriert. Geschnitten habe ich die Form einfach mit einem Cuttermesser.

Die Steinformationen

Als nächstes habe ich mit der Spitze eines ausgedienten Schraubdrehers und einem Lineal die Steinformation gekratzt.

Die Oberflächenstruktur

Zur Erstellung der Oberflächenstruktur formt man einfach einen kleinen Ball aus Alufolie (zwischen hasel- und walnußgroß) und rollt diesen mit leichten Druck über die gesamte Steinoberfläche. An manchen Stellen drückt man vielleicht etwas stärker .. an manchen etwas weniger stark.

Das fertige Ergebnis

Am besten zuerst grundieren, da BF die Farbe sonst etwas ein sich aufnimmt und der Farbton verfälscht wird. Ausserdem natürlich versiegeln, da leichte Berührungen schon Spuren hinterlassen können.

 

Die Anwendungsgebiete beschränken sich natürlich nicht nur auf das herstellen von Steinformationen. Durch die leichte Verarbeitung kann man z.B. Formen und Muster, Vorlagen aus Büchern mit Pauspapier oder Folie einfach mit einem Bleistift, einer Nadel o.ä. auf das BF übertragen. Ich habe wirklich schon grossartige Dinge gesehen die damit gemacht wurden.

Wer einen ähnlich zu verarbeitenden Werkstoff kennt oder findet sollte mich bitte darüber informieren. Einfach eine Mail an : malte.rathke@web.de oder schreibt mir im SF&Fantasy Modellbau-Mailclub unter http://de.clubs.yahoo.com/clubs/figurenmodellbau

 

Text und Fotos © 2000 Malte Rathke

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