Quarks & (Mar)Co – Raumfahrtmodelle auf Reisen |
Text und Fotos © 2010 Marco Scheloske |
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Es gibt Ereignisse, mit denen man beim besten Willen nicht rechnet. Erfreulicherweise sind solche Ereignisse auch durchaus mal positiv – so auch das, welches Ende September 2010 mit einer harmlosen E-Mail seinen Anfang nahm. Diese stammte von einer Mitarbeiterin des WDR-Fernsehens, sie suchte für eine Aufzeichnung der Sendung „Quarks & Co“ mit Ranga Yogeshwar drei Raumfahrt-Modelle: Das Space Shuttle, die Raumsonde Voyager und einen der Mars Rover. Ich wunderte mich zunächst, wie sie denn auf mich gekommen war, aber schnell stellte sich heraus: Phoxim.de war schuld. |
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Mit einem Mars Rover konnte ich leider nicht dienen, aber ein 1:72er Space Shuttle (die „4D-Vision“-Variante mit teilweise klaren Bauteilen und Innenleben) und auch die Voyager in 1:30 hatte ich tatsächlich da! Nur: Die Voyager war noch nicht gebaut. „Na, kein Problem“, dachte ich, „ich frage mal nach dem Drehtermin und habe bestimmt noch gut Zeit.“ Tja, weit gefehlt – die Aufzeichnung sollte schon am 07. Oktober stattfinden! |
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Naja, die Motivation, rechtzeitig fertig zu sein, war natürlich exorbitant hoch, und so freute ich mich sehr, dass ich wenige Tage später die Zusage zur Zusammenarbeit erhielt. Mein „Honorarwunsch“ war nämlich gewesen, die Modelle zum Einen selber zum Studio bringen zu dürfen, und zum Anderen den Tag bei den Dreharbeiten bleiben zu können. Ich war nämlich noch nie bei einer Fernsehproduktion live dabei gewesen, und schon gar nicht bei einer mit meinem Lieblings-Fernsehwissenschafter Ranga Yogeshwar. Dementsprechend war ich sehr neugierig auf die Abläufe. |
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Gesagt, getan. Am Morgen des 7. Oktobers machten meine Frau Dagmar und ich uns auf die Reise nach Köln Bocklemünd. Um den Berufsverkehr zu umgehen bummelten wir über die Landstraßen, was auch sehr zügig ging (und viel mehr für`s Auge bietet). Pünktlich um 10.00 Uhr fanden wir uns beim WDR ein und wurden am Eingang eingesammelt: Das Gelände ist recht groß, und zum Studio fuhren wir mit dem Auto weiter. Dort erwartete uns eine Türe, die an die Toreinfahrts-Szene von „Jurassic Park“ erinnert... offensichtlich wurden auch schon mal größere Objekte als meine Modelle dort benötigt. |
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Das Innere des Studios war ein wenig verblüffend, zeigte sich doch zunächst nichts als ein Betonfußboden und „Wände“ aus schwarzem Stoff, die Gänge bildeten. Aber 2x ums Eck, und schon stand man mitten in der Produktionstechnik, bestehend aus vielen Monitoren und einem dominanten Steuerpult für die Beleuchtung – und dort standen sie, die bekannten Kulissen der Sendung „Quarks & Co“. |
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Ein Blick nach oben offenbarte eine Unzahl von Scheinwerfern aller Form und Größe, beinahe unglaublich, dass sich die Beleuchter damit zurechtfanden. In der Halle ist auch das Studio von „Menschen bei Maischberger“ beheimatet, die beige Couch stand abgedunkelt hinter den schicken Stellwänden, die von der Rückseite unbehandeltes Sperrholz zeigen. Erst in solchen Momenten wird einem bewusst, wie viel in Film und Fernsehen Illusion ist! |
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Erstaunt war ich über die Akustik: Auf den ersten Blick wirkte das Studio gar nicht übermäßig groß, aber wenn jemand nur ein paar Meter entfernt sprach verstand man ihn nicht mehr. Das Team verständigte sich daher auch oft via Funk, was ich im Vorfeld nicht vermutet hätte. Schön war, dass wir uns frei bewegen durften, solange wir nicht den Dreh an sich störten (was nur natürlich war), denn so konnten wir uns einiges aus ungewohnter Perspektive oder auch ungewohnt nah ansehen. |
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Wir wurden dem
Produktionsteam vorgestellt – durchweg nette Leute, die uns auch die
ganze Zeit über sehr freundlich und zuvorkommend behandelt haben –
und ich packte die Modelle aus, welche auch direkt begutachtet wurden.
Noch kamen sie nicht auf`s Set, da zunächst eine Szene gedreht werden
sollte, in der sie nicht benötigt wurden. Kurz darauf kam dann auch
Ranga Yogeshwar und stürzte sich direkt in die Arbeit: Es wurden als
erstes Ansagen für eine ARD-Sendung aufgenommen, danach ging es los
mit „Quarks & Co.“, die Sendung behandelt neben dem Thema „Space
Shuttle“ und dessen letzter Flug noch eine Reihe weiterer
Raumfahrtthemen, unter anderem eben die Reise der Voyager-Raumsonden.
Nach ein paar Aufnahmen schlug meine „große Stunde“, Ranga wollte
an meinem Space Shuttle Modell etwas erklären und fragte mich, ob er
es denn anfassen dürfe. Das war mein „Erstkontakt“ J
- und der Moment, in dem mir klar wurde, dass meine Modelle nicht nur
Hintergrund-Dekoration sein sollten, sondern teilweise formatfüllend
auf den heimischen Bildschirmen zu sehen sein werden. Da geht einem
als Modellbauer direkt durch den Kopf „oha, hast Du auch alles für
so detaillierte Aufnahmen sauber genug zusammengebaut?!?“. Na, der
Februar 2011 wird es dann in 40 Zoll zeigen... Das Set betrat ich dann
noch öfter, um die Modelle umzusetzen, vor allem die fragile Voyager.
Ein kleiner Schauer über den Rücken ließ sich dabei nie vermeiden,
war dies doch tatsächlich nun „mittendrin statt nur dabei“. Erstaunlich
die Wandlung von „Ranga Yogeshwar vor der Kamera“ und „Ranga
Yogeshwar hinter der Kamera“. Nicht nur Sprechweise und –rhythmus,
auch Körpersprache und Gestik unterschieden sich doch sehr. Beide
Facetten jedoch zeigten eine sehr umgängliche und freundliche Person,
die einen sofort in ihren Bann zog und sehr professionell agiert,
trotz einer damals gerade erst halbwegs überstandenen Erkältung. Ich war schon
mal bei Aufnahmen zu einem Hörbuch dabei gewesen und erwartete daher
hier ähnliche viele Teilaufnahmen, die später zusammengeschnitten
werden, wie bei jenem anderen Medium. Aber nein! Ewig lange Takes
wurden in einem Stück gedreht, mit „Spaziergängen“ durch das
Studio, hier mal eben was gezeigt, dort mal etwas gezeichnet – das
war äußerst beeindruckend. Was ich
ebenfalls nicht erwartet hatte war, dass die diversen Animationen, die
bei Quarks & Co oft während der Moderationen zu sehen sind, nicht
etwa im Nachhinein mittels Green- oder Bluescreen eingespielt werden,
sondern tatsächlich auf Monitoren bzw. Projektionsflächen „in
Echtzeit“ mitlaufen und so auch in der Tat durch die Kameras mit
aufgenommen. Wer hätte das gedacht? Der Vormittag
verging wie im Flug, eine Einladung mit dem Team in der Kantine essen
zu gehen schlugen meine Frau und ich zugunsten eines Spazierganges über
die Lindenstraße – ja, DIE Lindenstraße! – aus. Wann kann man
den sonst schon machen? Auch das war ein interessantes Erlebnis, wobei
die Tatsache, dass außer uns auf dieser im TV immer so belebten Straße
niemand unterwegs war, ein bisschen was von „im-Fernsehen-läuft-gerade-das-WM-Finale-Straßenfeger“
hatte. Auch hier verriet der richtige Blickwinkel die Illusion, die
allerdings sehr aufwändig inszeniert ist. Am Nachmittag
wurde ich dann mutiger und suchte hie und da das Gespräch mit dem
Moderator, wobei ich stets darauf bedacht war, nicht den
Produktionsablauf zu stören. Dank der Stunden am Vormittag konnte ich
jedoch einigermaßen einschätzen, wann Wartezeit gefüllt werden
wollte, denn die diversen Umbauten in der Deko und vor allem die
Einrichtung der Beleuchtung erforderten ihre Zeit. Ranga Yogeshwar ist
nicht nur Raumfahrt- sondern auch Science Fiction interessiert, was
natürlich viele Gesprächsmöglichkeiten bot. Ich hatte mal die Namen
sämtlicher Monde der Planeten unseres Sonnensystems auswendig
gelernt, er kennt alle Apollo-Astronauten und die dazu gehörenden
Missionen – da lässt sich eine gewisse Interessenüberschneidung
durchaus erkennen. Als dann eines unserer Gesprächsthemen, nämlich
die Tatsache, dass die Voyager-Raumsonden selbst heute noch, nach weit
über 30 Jahren Flugzeit, Daten zur Erde zurückfunken, von ihm
spontan in die Moderation eingebaut wurde drohte ich vor Stolz (ich
hatte dies bei der Unterhaltung als bemerkenswert erwähnt) fast zu
platzen. Apropos
„spontan“: Hier waren meine Frau und ich auch manchmal überrascht,
dass bei aller Organisation doch durchaus Raum für Improvisation
bestand. Der Ablauf der Dreharbeiten war nicht in Stein gemeißelt,
sondern war ein durchaus in gewissem Rahmen kreativer Prozess, natürlich
dem roten Faden von Regie und Moderation folgend, aber gute Ideen
stets offen gegenüberstehend. So ein Job könnte mir echt Spaß
machen! Als am Ende
des Tages hieß „das war`s, alles im Kasten“ fand ich es wirklich
schade, dass dieses Erlebnis schon vorbei war – bei so vielen neuen
Eindrücken wirken 8 Stunden wie lediglich deren zwei. Bei der Fahrt
vom Gelände hinunter machten wir ein weiteres mal einen Abstecher über
die Lindenstraße, wo ich unser Auto vor dem „Cafe Bayer“ parkte
und fotografierte – so was glaubt einem doch sonst niemand! Alles in allem hat es großen Spaß gemacht, bei der Produktion dabei gewesen zu sein! Wenn sich noch mal solch eine Gelegenheit zur Unterstützung einer Fernsehsendung ergeben sollte würde ich auf keinen Fall ablehnen, und ich kann es kaum erwarten, „meine“ Quarks & Co-Sendung am 22.02.2001 um 21.00 Uhr im WDR zu sehen. Ich glaube, ich stöpsele das Telefon für diese 45 Minuten dann mal aus... |
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