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Dorvack 1:24 PA-36G "Nove Attacker" (PA-36K Umbau)

Hersteller: Kotobukiya  

Maßstab: 1:24

Modellbauer: Thomas K.

Text und Fotos © 2020 Dizzyfugu www.flickr.com/dizzyfugu 

Teile: Der Originalbausatz des PA-36K besteht aus dem Standard-PA-36HD "Nove"-Bausatz plus einige Extrateile; er umfasst 4 rote und zwei graue Polystyrol-Spritzlinge, insgesamt rund 60 Einzelteile. Hinzu kommen ein Spritzling mit kleinen Vinyl-Ringen für die Gelenke an Armen und Beinen sowie extra Kabelmaterial für die Zusatzwaffen an den Armen und den Feuerlöscher.
Die Kotobukiya-MSG-Sets sind sehr sauber in dunkelgrauem Polystyrol gespritzt, sehr exakte Passung – es sind eigentlich moderne Steck-Bausätze, die ohne Kleber auskommen.

Anleitung: Beide ausführlich und Schritt für Schritt gut bebildert, sowohl den Bau als auch Bemalung und Decals betreffend; alles zwar komplett auf Japanisch, aber gut verständlich.

Decals: Der PA-36K kommt mit einem Bogen sauber gedruckter und gut deckender Wassergleit-Decals, die Kotobukiya-Sets müssen ohne auskommen.

Gussqualität: 8/10 für den PA-36K. Es gibt nicht viele feine Details, was aber auch nicht notwendig ist. Die Teile sind aber sauber gespritzt, fast ohne Sinklöcher und Grate. Der rote Kunststoff ist ein wenig spröde.
Für die Kotobukiya-Sets gilt 9/10, top.

Details: 7/10 für den PA-36K, wobei dies nicht bedeuten soll, dass der Bausatz schlecht detailliert ist. Das Vorbild ist allerdings nicht sonderlich kleinteilig, insofern ist das Modell völlig ausreichend. Die Kotobukiya-Gatling-Kanone reiht sich da nahtlos ein - sie ist durchaus als Spielzeug gedacht, eher stabil als feingliederig konstruiert, aber sehr gut gestaltet.

Genauigkeit: 8/10; die PA-Teile passen im Prinzip alle gut zusammen, aber für ein gutes Finish ist quasi an jedem Stoß Spachteln und Schleifen notwendig – ein typischer Bausatz aus den Achtzigern. Die Kotobukiya-Teile passen perfekt, 10/10.

Preis: Für den Grundbausatz zur Zeit kaum einzuschätzen; ein originales Hyper-Dorvack-Kit aus den Achtzigern ist heute kaum noch zu bekommen und eher ein Sammlerstück. Es gibt aber alternativ das PA-36K-Re-Release mit zwei Bausätzen von Aoshima von 2008 – dieses ist mittlerweile aber auch kaum noch aufzutreiben, man muss ggw. (Mitte 2020) mit EUR 50,- aufwärts plus Porto und ggf. Zoll rechnen.
Die verbauten MSG-Sets von Kotobukiya sind dagegen neueren Datums und gut verfügbar, etwa über ebay, amazon oder HLJ.com, sie kosten je ab ca. EUR 8,- plus Porto.

Gesamteindruck: 7/10

 

Ein wenig (realer) Hintergrund:

„Special Armored Battalion Dorvack“ (Tokusō Kihei Dorubakku) ist / war eine Anime-Serie mit 36 ​​Folgen, die von 1983 bis 1984 in Japan und ungefähr zur gleichen Zeit auch in Hongkong ausgestrahlt wurde.

Worum geht’s? Schauplatz Erde, wir schreiben das Jahr 1999. Die Idelianer, deren Kolonieschiff seit Zehntausenden von Jahren im Weltraum umherwandert, sind erschöpft, ihre Ressourcen gehen zu Ende. Ihre einzige Hoffnung ist es, sich auf dem nächsten bewohnbaren Planeten niederzulassen: der Erde. Bald nach ihrer Ankunft im Orbit starten sie eine Invasion und landen eine große Angriffstruppe in den Alpen.
Die Erdverteidigungskräfte kämpfen tapfer gegen den außerirdischen Feind, aber mit wenig Erfolg. Nur eine Einheit kann den Invasoren merklich Einhalt gebieten, das sog. Spezialpanzerbataillon Dorvack. Unter dem Kommando von Oberst Takagi kämpfen Masato Mugen, Pierre Bonaparte und Louise Oberon gegen die aggressiven Invasoren, ausgestattet mit speziellen, verwandelbaren Mechas, die von robusten Fahrzeugen (Jeep, Panzer, Hubschrauber) in humanoide Formen verwandelt werden können. Darüber hinaus verfügen die Verteidigungskräfte der Erde über die sog. Powered Armors (a.k.a. PAs) als Standardausrüstung für die Fußtruppen – gepanzerte Ganzkörperanzüge, die Tiefsee-Tauchanzügen nicht unähnlich sehen.

Die Serie stammt aus der heißen Phase des „Real Robot“-Genres in den Achtziger Jahre in Japan und war im Wesentlichen ein Schaufenster für die von Takatoku hergestellte, breite Spielzeuglinie. Die Mecha-Designs wurden von Katsumi Itabashi und Nobuyoshi Habara entworfen, die Plastik-Modelle von Gunze Sangyo hergestellt. Die Handlung war recht einfach gehalten und drehte sich hauptsächlich um recht realistische militärische Aktionen, ähnlich der bekannten zeitgenössischen Serien Gundam, Macross oder Dougram - Fang of the Sun. Allerdings gab es ein hohes Maß an Animation und Action.
Dorvack erreichte jedoch nie die Popularität der anderen Serien und verschwand alsbald wieder von der Bildfläche. Was aber bis heute überlebt hat sind vor allem die Mecha-Designs, die z.B. später z. T. bei den Transformers „recycelt“ wurden, oder die Powered Armors, die z. B. die sehr ähnlichen Kampfanzüge aus dem Ma.K.-Universum inspirierten (was daran lag, dass die Ma.K.-Macher mit ins Merchandising der Dorvack-Bausätze involviert waren und z.B. an den Hyper-Dorvack-Modellen beteiligt waren).

Quelle: u.a. Wikipedia, ergänzt um eigenes Halbwissen.

Das Modell, die Idee und der Zusammenbau:

Diese Dorvack-Powered Armor (kurz "PA") ist fiktiv und wurde im Grunde von einem Kotobukiya-Mecha-Waffenset aus der MSG-Reihe („Modelers Support Goods“) inspiriert, in diesem Fall durch eine tragbare Gatling-Kanone mit drei Läufen. Da die kanonischen PAs eine große Auswahl durchaus schwerer Handwaffen tragen, dachte ich, dass dies eine recht authentisch wirkende Kombination wäre?

Ich hatte ursprünglich vor, einen kleinen PA-58N mit dieser Waffe auszustatten, zumal es im Aoshima PA-58N „Halk“-Kit aus dem Jahr 2008 eine sehr ähnliche, aber plumpere Waffe gibt. Aber ich habe ihre Größe unterschätzt und bin schließlich zu einem wesentlich massiveren PA-36 „Nove“ als Träger gewechselt.
Beim Durchstöbern meiner Bausatz-Vorräte fand ich ein überschüssiges Aoshima PA-36K „Berlon“-Kit, eine „Hyper Dorvack“-Variante des Basis-PA-36 mit zusätzlichen Teilen. Auf dieser Grundlage entstand die Idee meines PA-36G „Nove Attacker“: eine Art fehlendes Glied zwischen dem Standard-PA-36HD und dem leicht übertriebenen PA-36K mit seinen schweren Waffen und zusätzlichen Armsegmenten.
Daher wurde mein PA-36G zu einer etwas entschärften „Berlon“-Version. Die zusätzlichen Armsegmente wurden, zusammen mit den vier daran befestigten Teilchenstrahlwaffen weggelassen. Ich habe jedoch die neuen Unterarm-Teile sowie die breiteren, quadratischen Unterschenkel übernommen, um das Modell massiver wirken zu lassen. Bei den neuen Unterschenkeln handelt es sich übrigens technisch gesehen um Gamaschen, die um die Originalschäfte herum angebracht werden. Dazu passend wurden auch die passenden, quadratischen Ersatzfüße aus dem Kit übernommen.

Über diese Basis hinaus wurden zusätzliche Detailänderungen vorgenommen. Aus kosmetischen Gründen wurden die Luftschläuche, die offen über die rechte Schulter verlaufen, durch freistehende Kabel ersetzt. Anstatt die Lufteinlässe an beiden Schultern für die Jump Jets im Rücken zu öffnen (normalerweise sehr zu empfehlen), habe ich Teile der Schulterlaser des Berlon-Kits verwendet, um Staubfilter hinzuzufügen, die die Einlass-Öffnungen verdecken.
Die Düse für den Jump Jet auf dem Rücken des PAs wurde mit einem Stück perforiertem Plastik gefüllt (Ein Stück einer Auto-Lautsprecher-Abdeckung!), um die hässliche Naht zu verbergen, die quer durch diese Öffnung verläuft und anders kaum zu kaschieren oder zu verschleifen ist.

Die überdimensionierte Sensormaske des Berlon wurde nur teilweise verwendet und die entsprechende Aufnahme-Öffnung an der Front des im Basis-Bausatzes modifiziert. Darunter wurde noch eine kleine Stecker-Box hinzugefügt, und oben auf dem Rumpf kam noch eine verkleidete Leitung hinzu.

Eine wesentliche Änderung am Grundbausatz war ein Experiment mit verdrehten Beinen. OOB haben alle PA-Bausätze leider eine ziemlich steife Haltung, die Füße gerade nach vorne gerichtet. Zwar erlaubt das originale Hüftgelenk etwas Spiel, aber die Beine sind nicht um die Längsachse beweglich. Daher habe ich versucht, eine dynamischere Haltung hinzubekommen, indem ich die Oberschenkel horizontal durchtrennt und sie anschließend leicht nach außen verdreht wieder zusammengeklebt habe. Ein einfacher Stunt, aber letztlich auch mit einiger Spachtelei verbunden, um halbwegs gute Formen und Oberflächen hinzubekommen.
Die Integration der Kotobukiya-Gatling-Waffe war ebenfalls nicht einfach – auch wenn dies im ersten Moment simpel wirkt. Aber „Einfach in die Hände drücken und gut ist“ funktioniert leider nicht. Denn die Waffe ist eigentlich für größere Mecha-Modelle gemacht (primär für Kotobukiyas eigene „Frame Arms“ Serie), und nicht für einen so kompakten Träger wie eine Dorvack-PA.
Um sie halten zu können, musste die Waffe zuerst einmal mit den Händen des Modells verbunden werden. Dabei hatte ich das Glück, geeignete, übrig gebliebene Spender-Teile aus früheren PA-36-Kits zur Hand zu haben: eine geschlossene rechte Hand mit Hohlraum, die perfekt über den Griff der Gatling-Kanone passt, und eine andere, linke Hand, die sogar einen kurzen, stabilisierenden Griff umfasst. Beide Spender-Hände konnten problemlos auf dem Modell montiert werden, so dass sie die große Waffe auf ziemlich natürliche Weise halten – auch wenn die Kanone nun eher quer als vorwärts gehalten wird und die linke Hand bzw. der von ihr gehaltene Griff eigentlich nicht fest mit dem Waffe verbunden ist und nur lose in einer kleinen Öffnung steckt. Damit die Waffe insgesamt nicht zu sperrig wurde, habe ich zuletzt die Läufe noch etwas gekürzt.
Das Ergebnis überzeugt insgesamt und sieht durchaus aus, als wäre dies alles in einem Original-Bausatz so gewollt gewesen!
Als weitere harte Nuss erwies sich der Munitionsvorrat der Waffe und die Zuführung. Natürlich kann man einem fiktiven Mecha-Modell eine solche große Schusswaffe in die Finger drücken, aber was wäre das ohne ausreichende Munition, insbesondere bei einer Gatling-Waffe? Kotobukiyas MSG-Set enthält OOB leider nur einem kleinen Munitionsclip, der wahrscheinlich nur 5 Patronen enthalten könnte - nicht überzeugend. Ich dachte daher über ein Band-Zufuhrsystem nach und fragte mich bereits, wie ich es improvisieren sollte, als ich herausfand, dass Kotobukiya in seiner MSG-Serie auch einen zur verbauten Waffe passenden flexiblen Munitionsgürtel (aus 15 einzelnen Gliedern) mit einem Trommelmagazin anbietet.
Ich entschied mich schließlich für diese bequeme Alternative, obwohl ich sie nochmals separat in Japan bestellen musste. Aber das Ergebnis spricht für sich, obwohl ich die massive Munitionstrommel nicht in oder auf dem bauchigen PA-36-Rumpf integrieren konnte und daher weggelassen habe. Stattdessen entschied ich mich für eine interne Magazinversorgung. Ein geeigneter Ort wäre eigentlich irgendwo auf der rechten Rumpf-Seite gewesen, auf der die Gatling-Kanone auch gehalten wird, aber die externen Luftschläuche auf dieser Seite machten einen zusätzlichen Außenanschluss und auch den notwendigen Internen Platz fragwürdig. Ferner erwies sich der Munitionsgürtel als nicht flexibel genug für eine praktikable Verbindung auf der rechten Seite. Deshalb wurde der Munitionsvorrat und die Zuführung zur Waffe schließlich auf der linken Seite des Rumpfes platziert - nicht 100% logisch, aber dies blieb als einzig mögliche Option übrig. Für den Befestigungspunkt des Gürtels wurde die hintere linke Flanke hinter der Schulter der PAs modifiziert, wobei der OOB-Anschluss aus dem MSG-Set subtil integriert werden konnte. Der ganze Umbau sieht sehr natürlich und stimmig aus!
Eine letzte Ergänzung waren die kleinen Raketen-Startrohre „Wrist Racate“ am linken Unterarm - eine persönliche Erfindung, die bereits auf einer früheren meiner umgebauten Dorvack PAs installiert war. Diese bestehen aus einfachen quadratischen Polystyrol-Rohren, die mit AMM-1-Raketen aus einem Arii 1:100 VF-1-Fighter-Kit befüllt sind.
   

Bemalung und Markierungen:

Das Farbschema war bereits sehr früh festgelegt, noch vor Baubeginn. Wie oben erwähnt, wollte ich zunächst ein PA-58N-Kit für dieses Projekt verwenden und es in Rot und Schwarz lackieren, ähnlich wie beim OOB PA-36K „Berlon“, jedoch mit einem stumpferen Rotton und mit Schwarz über den gesamten „Helmbereich“ bis hinunter am Rücken zur Jump-Jet-Düse.

Mit der Umstellung auf das größere PA-36-Modell wollte ich mich dann allerdings mehr vom „Berlon“-Originalschema entfernen und wechselte als Grundfarbe zu Weinrot (Humbrol 73), das später noch mit Humbrol 58 (Magenta) schattiert wurde. Dies führte zu einem fast schon violetten Finish, das aber gut zum PA und dem durchaus farbenfrohen Stil dieser Mechas im Dorvack-Universum passt.

Für die schwarzen Bereiche an den Beinen und am oberen Rumpf habe ich Revell 06 (Teerschwarz) verwendet, das kein reines Schwarz, sondern ein sehr dunkles Grau ist. Die Kugelgelenke wurden mit Eisenmetallic (Revell 91) lackiert und die „Notfall-Box“ unter der Brust wurde als Blickfang weiß - obwohl die massive Gatling-Kanone (dunkelgrau lackiert, Humbrol 67) die Sicht darauf weitestgehend versperrt.

Das Modell bzw. seine Komponenten wurden nach dem Grundanstrich gründlich mit schwarzer Tusche behandelt, obwohl dies aufgrund der eher gedämpften Farben und starkem Dry-Brushing für einen abgenutzten und schmutzigen Look nur schwer zu erkennen ist.
Markierungen / Abziehbilder stammen hauptsächlich vom Decal-Sheet aus dem Berlon-Kit. Ich habe aber die ursprünglichen weißen taktischen Codenummern durch gelbe ersetzt, um den Kontrast zum violetten Körper zu verbessern und eben einen etwas anderen Look hinzubekommen.
Nach einem abschließenden Überzug mit mattem Acryllack auf dem Rumpf und seidenmattem Lack auf den metallischen Oberflächen der Gelenke erhielt das Modell schließlich noch etwas mineralischen Pigmentstaub mit einem weichen Pinsel aufgepudert, insbesondere um die Beine herum.
Fazit:
Ein zugegebenermaßen exotisches Thema. Dieser Custom-Umbau sieht auf den ersten Blick einfach aus, aber die Integration der Gatling-Waffe von Kotobukiya aus der MSG-Serie in die PA-36-Basis war keine leichte Aufgabe, insb. als Zweihand-Waffe und mit der Notwendigkeit, die Munitionszuführung irgendwo und irgendwie zu installieren. Beides hat im Rückblick allerdings gut funktioniert und die Gatling-Waffe sieht in den Händen des PA-36 auch nicht übergroß aus - insb. mit den sperrigeren Berlon-Sonderteilen an Armen und Beinen. Könnte fast ein Original-Modell sein!
Das Bein-Experiment war jedoch nur teilweise erfolgreich. Während die Bein-Stellung etwas dynamischer geworden ist, fehlt den Hüftgelenken Platz für weitere Bewegungen, so dass die Modifikation nicht vollständig ausgenutzt werden kann. Aber immerhin: die Pose ist jetzt nicht mehr so unnatürlich-statisch wie OOB. Und zukünftige PA-Projekte auf meinem Tisch werden das Konzept sicherlich weiter ausloten.
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