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„Unbekannte“ Perry Rhodan-Raumschiffmodelle

von Willi Divo

Text  2002 Willi Diwo

 

Im August 1999 erschienen, von den Sammlern und Modellbauern unter den Lesern langersehnt, gleich drei Plastikmodellbausätze zur Perry Rhodan-Serie bei Revell. Entworfen wurden die Modellformen der Raumschiffe MARCO POLO, SOL und GLADOR am Computer von dem Rißzeichner Oliver Johanndrees. Für Juni 2000 ist ein viertes Modell bei Revell angekündigt, ein Diskusraumschiff der Blues. Es gab aber auch schon vorher Modelle, die sich an die Perry Rhodan-Serie anlehnten, wie der folgende Artikel zeigen wird.

1. Bastelbögen aus Papier

Von Perry Rhodan-Merchandising-Artikeln gibt es neben dem berühmten 1. Plüsch-Gucky noch einige weitere sehr gesuchte Raritäten aus den sechziger jahren. Dazu zählen neben Schiebebildern – heute würde man wohl Tattoos dazu sagen – die Modellbaubögen des Perry Rhodan-Service von 1968 (Abb. 1 – 4). Anhand von auf den Bögen abgedruckten Werbeanzeigen ist ersichtlich, daß es diese Bögen als laufende Neuauflagen bis Mitte der siebziger Jahre hinein gab. Ein Satz bestand aus 5 Kartonbögen etwa im Format DIN A 3, bestehend aus einer Kaulquappe , einer Space-Jet und drei 3-Mann-Zerstörern, die man sich zusammengebastelt als Mobile ins Zimmer hängen konnte. Lange Jahre waren dies die einzigen vorhandenen PR-Raumschiff-Modelle, die man sich kaufen konnte. Die Modelle waren relativ einfach zusammen-zubauen, wie die Abbildungen des 3-Mann-Zerstörers zeigen. Die Modellbögen wurden von Hubert Siegmund entworfen.

Etwa 1982 gab es dann noch einen Satz beim SF-Service (Abb. 5), Berlin, mit dem zwei Kugelraumschiffe und vier Diskusraumer gebaut werden konnten. Hier lagen sogar Klarsichtteile für die Pilotenkanzeln bei.

Abbildung 3

Abbildung 4

Abbildung 1

Abbildung 2

 

Abbildung 12

Abbildung 5

Abbildung 6

Abbildung 8                      Abbildung 10

 

2. Plastikmodellbausätze

Bei dem Berliner Fredy Martin Schulz erschienen einige Kleinserienmodelle in den Maßstäben 1:740 und 1:400, die eindeutig die Perry Rhodan-Serie zum Vorbild hatten, doch durften sie aus lizenzrechtlichen Gründen nicht als solche beworben werden. Die daraus resultierenden Gerichts-streitigkeiten wurden auch ansatzweise auf der Leserkontaktseite der PR-Romane erwähnt (PR 554, 1. Auflage). Die Abbildungen 5 – 11 stammen aus verschiedenen Anzeigen und Katalogen des SF-Service, wie sich die Firma von Herrn Schulz seit der Übergabe des PR-Service an die Folgeunternehmen nannte. Neben Kugelraumschiffen in verschiedenen Größen gab es Birnen-, Walzen.- und Keilraumer, sowie Diskusschiffe und Hangars. Der Walzenraumer maß laut dem mir vorliegenden Katalog immerhin etwa 20 cm!

Weit mehr Erfolg als mit seinen Raumschiffsmodellen hatte Schulz allerdings mit seinen Figurensätzen zur PR-Serie im Maßstab 1:33, die sich unter den „Hardcore“-Sammlern noch immer großer Beliebtheit erfreuen. Im PR-Roman Nr. 1111 warb Schulz mehr oder weniger erfolgreich mit diesem Neuanfang, das Figuren-programm wurde damals auf sogenannte Multipose-Figuren erweitert. Nach einem Intermezzo in Polen sind einige dieser Figuren im etwas größeren Maßstab 1:25 wieder erhältlich, auch sind wieder Raumschiffmodelle geplant, deren erste Abbildungen im Internet allerdings nicht sehr aussagekräftig sind. (Abb.12).

 

Abbildung 7

 Abbildung 9

 Abbildung 11

Man sollte meinen, damit wären unter den Sammlern alle vorhandenen Modelle bekannt. Dem ist aber nicht so. Eine kleine Überraschung erlebte ich, als ich im Frühjahr den neuen AIRFIX-Katalog in Händen hielt. Im Februar 2000 erschien ein Modell im Maßstab 1:144, das im Jahre 1969 schon einmal im Programm dieser Firma war (Abb. 13 und 14). Es handelt sich um die ORION-Spacecraft aus Stanley Kubricks Kult-Science-Fiction-Film „2001 – A Space Odyssey“.

Was hat dies nun mit Perry Rhodan zu tun? Dieses Raumschiff taucht auch in der Perry Rhodan- im Januar 1975 im Perry Rhodan-Jubiläumsband Nr. 700 als Rißzeichnung unter der Bezeichnung „Interplanetarisches Verbindungsschiff“, gezeichnet von Rudolf Zengerle, auf (Abb. 15). Im Gegensatz zu den weiter oben beschriebenen Raumschiffsmodellen lehnte sich die Perry Rhodan Serie hier an ein anderes Vorbild an. Während die Beizeichnung noch eindeutige Anleihen am Kinoplakat dieses Films aufweist (siehe Abb.16), sind Text und Rißzeichnung eindeutig der PR-Serie zuordnungsfähig.

Abbildung 13

Abbildung 14

Abbildung 15

Abbildung 16

Rudolf Zengerle, der die Rißzeichnungen in der PR-Serie mit Band 192 eingeführt hatte (obwohl Johnny Bruck bereits in Band 78 der Erstauflage in Form einer Innenillustration die Idee vorwegnahm!), war fasziniert von Kubricks Idee der um sich selbst kreisenden Weltraumstation und ihrem ruhenden Pol in der Zentrumsnabe, die als Andockstation der Verbindungsschiffe von der Erde diente. Zudem entstand durch die Rotation der Weltraumstation eine Zentrifugalkraft, die künstliche Schwerkraft an Bord der Station ohne großen technischen Aufwand entstehen ließ. Ein weiterer Grund war die Shuttletechnik, mit der sich ebenfalls Energie-einsparungen erzielen lassen. Die bei Perry Rhodan schon fast üblichen Riesenraumschiffe mußten dadurch nicht mehr selbst auf den kolonisierten Planeten landen, um Passagiere und Material ein- und auszuladen.

Rudolf Zengerle trug 1974 Willi Voltz diese Ideen vor. Da es bisher ohnehin (Ausnahme: das Zirkusschiff ARTIST QUEEN in Band 427, ebenfalls von Zengerle!) weder Rißzeichnungen von zivilen Objekten noch von größeren terranischen Raumstationen gab, stimmte Willi Voltz zu und Rudolf Zengerle entwarf die erste Rißzeichnung mit einer (angedeuteten) Toilettenanlage an Bord!

Dieses AIRFIX-Modell kann also – in freier farblicher Gestaltung - mit Fug und Recht ebenfalls in eine Sammlung von Perry-Rhodan-Raumschiffsmodellen eingereiht werden.

Wer sich für weitere SF-Raumschiffsmodelle interessiert, dem sei die englischsprachige Internetseite http://www.starshipmodeler.com empfohlen. Hunderte von SF-Modellbausätzen zu allen möglichen Kino- und Fernsehfilmen, aber auch viele Eigenbauten und Modelle tatsächlich existierender Weltraumfahrzeuge und Satelliten werden ausführlich beschrieben. Ergänzt werden die Seiten durch etliche Profitips, die gelungene Modelle fast garantieren. Auch die bisher vorliegenden REVELL-PR-Modelle findet man hier!

Bildnachweis:

Abb. 1 – 4, 15:     © Moewig, München / VPM, Rastatt

Abb. 5 – 11:         © SF-Service, Berlin

Abb. 12 :              © Mini-Forma, Berlin

Abb. 13 – 14:       © AIRFIX

Abb. 16:               © MGM/United Artists

 

„Unbekannte“ Perry Rhodan-Raumschiffmodelle ( Ergänzung )

von Willi Divo

1. Bastelbögen aus Papier

Abbildung 4a

Abbildung 4b

2. Plastikmodellbausätze

(hinter den Schulz-Modellen)

Abbildung 12a

Im Oktober 1996 warb eine Firma etwas vorschnell in PR-Heft 1833 mit einem Modell der EIDOLON im Maßstab 1:500, vergaß aber leider bei den Bestellmoditäten nebst Nebenkosten die Preisangabe für das Modell selbst. Das auf der besagten Werbeseite abgebildete Raumschiff entstammte dem WANDERER-Poster aus Band 1500 und zierte bereits das Cover des Rißzeichnungsbandes „Terranische Raumschiffe“ von 1991. Da die Firma Wagner anscheinend nicht in der Lage war, der PR-Redaktion einen Prototypen des Modells vorzuzeigen, zerschlug sich dieser Versuch sang- und klanglos. 1999 stellte die Firma AHdesign, hinter der sich der Rißzeichner André Höller verbirgt, im Rißzeichnungsjournal das Kleinserien-modell einer GUN-JET im Maßstab 1:200 vor. Das nur 9 cm lange (Durchmesser 7,5 cm) Kleinstraumschiff besticht durch eine hervorragende Detaillierung, die adäquat nach den beiliegenden Fotografien umzusetzen schon fortschrittlichere Modellbauer erfordert (Abb. 14). Dem Resinmodell liegen Klarsichtteile, Abziehbilder und zwei Figuren von Preiser (sogenannte Architekturmodelle im richtigen Maßstab bei!

(hinter dem Airfix-Modell)

Die amerikanische Firma GLENCOE brachte in den letzten Jahren etliche Neuauflagen von Raumschiffsmodellen aus den 50er Jahren heraus, die zumeist auf Entwürfen des NASA-Wissen-schaftlers und Raketeningenieurs Wernher von Braun basieren. Wen nimmt es wunder, daß sich unter diesen liebenswert altmodischen Bausätzen, die zum Teil auch von TRANSGALAXIS angeboten werden, auch etwas findet, daß mit wenig Arbeit zu einem „echten“ Perry-Rhodan-Modell umgebaut werden kann. Karl Herbert Scheer benutzte einen solchen Entwurf für die STARDUST, mit der Perry Rhodan auf dem Mond landete. Im Oktober 1972 erschien eine Rißzeichnung der STARDUST-Rakete von Ingolf Thaler in PR-Band 583 der Erstauflage, die sich ebenfalls an diesem Entwurf orientierte(Abb. 19). Das Schachtelbild der THREE STAGE FERRY ROCKET von GLENCOE ist leider durch perspektivische Verzerrung nicht sofort als dieser Entwurf erkennbar, aber tatsächlich müssen für einen maßstabgerechten Umbau lediglich die Deltatragflächen der 3. Stufe und die Stabisatoren der 1. Stufe ein wenig abgeändert werden (Abb. 20). Der Rest beschränkt sich auf farbliche Feinheiten.

Abbildung 12b

Abbildung 16a

Abbildung 16b

 

Abb. 4a, 4b:      © Fotos von Peter Scharle, Geldern

Abb. 12b:          © AH-Design, Wesseling

Abb.12a,16a:   © Moewig, München / VPM, Rastatt

Abb. 16b:          © Glencoe, Northboro MA, USA

 

Dieser Artikel wurde von mir im Sommer 2000 anläßlich des Erscheinens des 4. REVELL-Bausatzes

für die SOL, das vierteljährliche Clubmagazin der Perry Rhodan-Fanzentrale niedergeschrieben. Er erschien in der Ausgabe 22, Anfang 2001

 

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