Hilfe
aus Zeit und Raum
Andererseits
wollte ich nun natürlich nicht meinerseits dem Projekt eine Abfuhr
erteilen. Da fiel mir rettenderweise Raimund Peter ein, der vor
einiger Zeit bereits ein Kartonmodell eines ENTDECKERS erstellt hatte.
Das Problem war: Der Bausatz war zu groß, er würde 16 (!) Bögen benötigen
statt der gewünschten 4. Trotzdem mailte ich Raimund an, ob er sein
Modell als Grundlage für eine Beihefter-Serie zur Verfügung stellen
würde. Anfangs sollte daraus der GWALON-Kelch entwickelt werden, aber
schnell war klar: Das Endprodukt wäre viel zu klein. Selbst wenn der
Kugelraumer nicht als Kelchschiff, sondern tatsächlich als LFT-Raumer
verwendet werden würde müsste einiges verkleinert werden, und wer
Raimund kennt, weiß: Kleine Modelle sind nix für ihn. Hier ein
Auszug aus einem E-Mail-Wechsel, den wir über die nötige
Verkleinerung des ENTDECKERS führten:
MS:
„ Ja, es sollen 4 ca. DIN A4 große Bastelbögen werden. Das Schiff
wird erheblich kleiner werden als die jetzige Version, aber ich denke,
es ist dann durchaus trotzdem gut baubar.“
RP:
„Wenn Du es auf die Hälfte verkleinerst...eventuell. Dann ist das
arme Ding nur noch halb so groß wie die Marco Polo (von Revell).“
MS:
„Ein wenig kann man bestimmt auch noch mit der Platzierung der
Bauteile rausholen (z.B. wenn man die Kugelsegmente immer 180 Grad
zueinander dreht).“
RP:
„Die Kugelsegmente sind schon zueinander gedreht!“
MS:
„(Ooops) Ich würde sagen: Keine Panik, was das angeht. :-)“
RP:
„Das kommt mir so vor als wenn jemand sagen würde , hier hast Du
ein Glas Wasser, füll mal 3 Liter hinein es wird schon irgendwie
gehen…“
Lange
Rede, kurzer Sinn: Schließlich war er doch mit einem Umbau
einverstanden. Die PR-Macher waren zwar Anfangs mit einem Kugelschiff
auch nicht ganz glücklich, ich aber gab zu bedenken, dass
Kugelschiffe nun einmal typisch für das Perryversum seien. Schließlich
war auch die erste der neuen Zinnfiguren Perry selbst, nicht Soldat Müller
von Deck 23c.
Ich
versuchte noch, den einen oder anderen zusätzlichen Bogen
rauszuholen, aber mehr als 4 waren nicht drin, wie diese Mail von
Klaus Bollhöfener vom 30.06.2005 zeigt: „Sicher
kann ich Euch nur sagen, das es bei den vier Teilen bleiben wird. Da
werde ich bei der Verlagsleitung keine Umstimmung erreichen. Wie man
das am besten hinbekommt kann ich Euch leider nicht sagen, da seid ihr
die Spezialisten.“
Also
flugs die Miniaturisierungsaggregate der Hohlwelt HORROR angeschmissen
und den ENTDECKER passend geschrumpft. Das Originalmodell musste auf
64% verkleinert werden, so wurde aus einem Durchmesser von 25 cm einer
von 16 cm. Das klingt gar nicht so schlimm, aber es macht als Kugel
schon einen großen Unterschied, und die Teile durften auf keinen Fall
zu frimelig ausfallen. Schließlich sollen auch Leser-Bastler Freude
daran haben, die keine Erfahrung im Modellbau haben. Das Urmodell
besitzt interne Spanten zur Stabilisierung, diese waren bei der
kleineren Version nicht mehr nötig. Die Konstruktion musste daher
jedoch hie und da geändert werden, da Klebestellen nun anders waren
als zuvor.
Der
letzte Test
Um
einen Testbau kam ich nicht drumrum, da Raimund das Modell entworfen
hatte übernahm ich den Prototypen, denn solch einen Testbau
sollte man am besten nie als Entwickler selber vornehmen, da man dazu
neigt, automatisch kleinere Fehler auszubügeln! Allerdings kam dies für
mich einer kleinen Folter gleich, denn ich HASSE es, das gleiche
Bauteil mehrmals anfertigen zu müssen. Und jetzt? 48 gleiche Hüllensegmente,
24 gleiche Verbinder, 26 gleiche Ringwulstteile … seufz …
Raimund
änderte die Dateien nach meinen Erfahrungen und Anmerkungen ab, tatsächlich
gab es hie und da kleinere Fallstricke, aber nichts dramatisches. Das
meiste betraf die Verbinder der einzelnen Bauteile, die so geändert
werden mussten, dass sie einander nicht im Weg waren. Wir wollten ein
Modell, welches „auf Stoß“ gefertigt werden konnte, d.h. ohne
Klebelaschen an den eigentlichen Bauteilen, sondern in einer zweiten
Ebene. Das ergibt zwar mehr Teile, aber auch ein deutlich schöneres
Ergebnis.
Auf
den Bögen war kein Platz für Bauteile von Landestützen, auch
erschien uns diese Arbeit für Bastelanfänger zu kompliziert und
filigran - wir entschieden uns daher anstelle dessen für einen
dekorativen Ständer, welchen ich entworfen habe. Die Bauanleitung
habe ich ebenfalls verfasst, Schritt für Schritt meiner eigenen
Vorgehensweise folgend. Auch dies sollte der Konstrukteur besser nicht
selber machen, denn man übersieht schnell Dinge, die für Außenstehende
jedoch wichtig zu erwähnen sind. Die beste Lösung wäre der Bau
durch eine völlig unbeteiligte dritte Person, doch dafür reichte die
Zeit nicht mehr.
Es
zeigte sich am fertigen Modell, dass die Farbgebung etwas zu sehr rosa
geraten war – wie schrieb doch schon Rainer Castor in PR 2225 bei
der Einführung von PRAETORIA: „Trebron
lachte rau auf. »Soll ja keinen Schönheitswettbewerb gewinnen,
Kleiner, sondern funktionieren! Sei froh, dass die Konstrukteure nicht
eine andere Ynkonit-Legierung mit höherem Ynkelonium-Anteil verwendet
haben ...«
Sainginas verdrehte die Augen, während der Posbi den Kontakt zur
Beiboot-Leitstelle erstellte und die Einweisungsbestätigung empfing.
»Nur das nicht, du hast Recht, großer Freund. Bläulich-rot oder rötlich-blau
reicht völlig. Der Albtraum aller Modellbauer: flamingo-rosa!«“
Auch
Klaus Frick (PR Chefredakteur) hatte dazu eine ganz klare Meinung,
nachdem er Fotos gesehen hatte: „Die sind mir nach wie vor ein bisschen zu rosa, und wenn's zehnmal in
den Romanen so beschrieben ist. Die sehen echt toll aus - aber
bitte-bitte weniger oder lieber gar kein Rosa.“
Na,
da von der Redaktion so lieb gebeten wurde sagten wir natürlich nicht
nein, und der rosa-Anteil wurde reduziert. Der in den Romanen
beigeheftete Bastelbogen ist nun eher grau mit nur leicht rosa getönten
Elementen, um den Beschreibungen gerecht zu werden.
Signale
der Vollendung
Das
Licht der Öffentlichkeit erblickte der Karton-ENTDECKER zum ersten
Mal auf der „Inspiration Modellbau“ in Mainz am 10. und 11.
September 2005, mit durchweg positiver Resonanz. Raimund Peter hatte
auch sein Original-Modell dabei, wie es sich für ihn gehört natürlich
effektvoll beleuchtet. Wenn alle Pläne umgesetzt werden wird es diese
größere Variante, inklusive optionaler Landestützen, auf der
PR-Homepage als Download geben - und bei entsprechender Resonanz
vielleicht auch in Zukunft noch andere Kartonmodelle. Hatte ich erwähnt,
dass OLD MAN im Prinzip fertig wäre …?
Zum
Abschluss noch ein paar Worte in eigener Sache: Mein besonderer Dank
geht an Swen Papenbrock, ohne den ich das Thema Kartonmodelle wohl nie
bei der PR-Redaktion ernsthaft angebracht hätte, ebenso an Raimund
Peter, ohne dessen Urmodell und tatkräftige Unterstützung dieses
Projekt nicht hätte realisiert werden können. Nicht zu vergessen
auch Klaus Bollhöfener, der mein ständiges Drängen ertragen musste
und die Aktion bei VPM ins Rollen brachte. Danke!
Das
Modellschiff trägt übrigens keinen Namen, damit jeder „seinen“
ENTDECKER bauen kann. Für mich persönlich wird es immer die CLARK
DARLON sein - entdeckte er nicht für uns alle zahllose Welten und
Wunder in den unendlichen Weiten des Universums?
In
diesem Sinne: Ad Astra - und „just glue it!“
Marco
Scheloske, Januar 2006
Hier
kann der Bastelbogen runtergeladen werden:
http://perry-rhodan.net/aktuell/news/2005110401.html |