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PERRY RHODAN ENTDECKER

Hersteller: Marco Scheloske / Raimund Peter

Maßstab: ?

Modellbauer: Marco Scheloske / Raimund Peter

Text und Fotos © 2006 Marco Scheloske + Raimund Peter

Raumschiff in Fesseln

PERRY RHODAN und SF-Modellbau, zwei Hobbies, denen ich seit meiner frühen Kindheit mit Leidenschaft nachgehe. Beides verbinden zu können ist da natürlich für mich eine traumhafte Vorstellung - wobei ich die Bausätze von REVELL hier mal ausklammern möchte, das berühmte „gelbe vom Ei“ waren diese meines Erachtens nach nicht. Also: Selbst ist der Bastler. Aufwändige Projekte wie der 2003 in Garching gezeigte AGLAZAR brauchen jedoch eine gehörige Portion Zeit,  und es bleiben ewig Einzelstücke. Anders sähe es da mit Modellen aus Karton aus … und nun endlich, nach jahrelanger Vorgeschichte, ist es tatsächlich vollbracht: Der Bastelbogen eines ENTDECKERS der SATURN-Klasse zierte die Heftmitten der Bände 2303 - 2306. Wie es dazu kam und wie das Modell entstand ist eine Geschichte, die es Wert ist, erzählt zu werden…

(Übrigens, für nicht-PR-Leser: Die Kapitelüberschriften sind allesamt Romantitel...)  

Der Link zum Download des Modells findet sich am Ende dieses Berichtes!

 

2003 A.D. – Nur ein Greenhorn

Durch den Kontakt zu Raimund Peter, modellinteressierten Perryianern sicherlich kein Unbekannter, ist er doch der Schöpfer solch „Fan“-tastischer Modelle wie der FESTUNG DER INQUISITION oder auch dem schon fast legendären 1-Meter-Kugelraumer CREST, kam es dazu, dass ich mich im Frühjahr 2003 auf die lange Reise in den Süden unserer Republik machte, um dort ein paar meiner Exponate zu zeigen. Dies war das erste Mal, dass ich aus dem Schatten der schweigenden Leserschaft trat. Schon damals hatte ich mich jedoch eine Weile mit Kartonmodellen als Alternative zu Plastikmodellen befasst, man ahnt gar nicht, was mit diesem preiswerten Medium alles möglich ist! Da ich außer dem AGLAZAR gerne noch andere Schiffe des Perryversums zeigen wollte, Platz und Zeit jedoch beschränkt waren, griff ich zu Mac und Grafikprogramm und entwarf ein Kartonmodell der TEFANI, des letzten Raumschiffes der Eltanen, im gleichen Maßstab wie dem des Katamars, was 30 cm Kantenlänge bedeutete.. Leicht und dank Magnetverbindungen zerlegbar (!) war es gut zu transportieren und trotzdem ein netter Blickfang. Auch ein selbstentworfenes Kartonmodell der ORION aus der alten TV-Serie „Raumpatrouille“ war mit von der Partie, und über dieses kam ich ins Gespräch mit Swen Papenbrock (PR-Titelbildzeichner). Schnell war klar, dass wir das Interesse an Kartonmodellen im allgemeinen und PR im speziellen teilten, und die Idee war geboren, doch mal an die Redaktion mit dem Vorschlag eines solchen Bausatzes heranzutreten.

Sternenfieber

Die erste Saat war gesät, das Fieber hatte mich gepackt. In der nachfolgenden Zeit erwähnte ich das Thema regelmäßig in Mails an diverse Redaktionsmitglieder. Die erste Frucht der Idee „PR-Kartonmodell“ war ein Bausatz von OLD MAN, entwickelt aus einem Bausatz des „Todessterns“ aus Star Wars, den Raimund Peter entworfen hatte. Bilder dieses Bausatzes - den ich ulkigerweise bis heute noch nicht zusammengebaut habe - sandte ich seinerzeit an Arndt Ellmer (PR-Autor und „LKS-Onkel“) mit der Idee, doch mal einen Wettbewerb über die Erstellung eines Kartonmodells zu starten (damals gab es dass Spacejet-Modell zum Download auf der PR Homepage), oder überhaupt mal wieder Kartonmodelle herauszubringen, wie damals in den 1960ern. Die Antwort war (15.12.2003):

Angedacht haben wir das natürlich. Eine professionelle Verwirklichung hängt aber davon ab, ob man durch den Verkauf die Entwicklungs- und Herstellungskosten wieder reinbekommt. Bei Pappmodellen sind sie allerdings auch deutlich geringer als etwa bei den Modellbausätzen von Revell. Die Idee mit einem Wettbewerb ist da nich schlecht. Wie wär's, wenn Du einfach mal so einen OLD MAN-Prototyp bastelst und ihn dann mal vorführst?
Mein Lieblingsprojekt wäre aber immer noch die BASIS in original 100.000 Einzelteilen.“

Oho, noch jemand in der Redaktion, der PR-Modelle nett fände. Das war, als würde man Öl in ein Feuer gießen … Also flugs Klaus Bollhöfener (PR Marketing) auch angemailt. Er schrieb daraufhin (16.12.2003):

Grundsätzlich finde ich das Thema "Karton-Bausätze" überaus interessant. Leider habe ich vor dem Jahreswechsel noch einige andere Projekte, die meiner Aufmerksamkeit bedürfen. Daher mein Vorschlag: Lass uns doch Anfang des nächsten Jahres einmal ausführlicher darüber sprechen.“

Gesagt, getan – Anfang Februar 2004 erfuhr ich per Mail: „Ich werde mich auf jeden Fall mit Swen zusammensetzen, um mit ihm über das Thema zu sprechen. Mal sehen ...“

Tag der Entscheidung – Roboter lassen bitten

Mitte Februar gab es dann tatsächlich die frohe Botschaft – ein Kartonmodell wird gemacht! Swen Papenbrock und ich sollten eines gemeinsam entwickeln, was wir dann auch taten. Es war ein TARA-IV-UH Kampfroboter, alle Teile passten auf einen einzelnen Heft-Beileger (was ungefähr einer DIN A4-Seite entspricht). Der Bausatz war Mitte 2004 fertig, wurde aber bis heute nicht veröffentlicht.

Rufer aus der Ewigkeit  

Tja, dieses Schicksal der ersten Inkarnation hinderte mich nicht daran, das Thema „Kartonmodell“ immer und immer wieder in diversen Mails, Telefonaten und persönlichen Gesprächen mit den grauen Eminenzen der PERRY RHODAN Redaktion anzuschneiden. Mal ernsthaft, mal augenzwinkernd, aber einmal in den Händen des Folterers ließ ich vor allem Klaus Bollhöfener nicht mehr aus meinen Fängen. Er mag in dieser Zeit über Fans ähnliche Gedanken gehegt haben wie seinerzeit Christian Matz in einem PR-Kommentar über die Terraner an sich: „... kleine, fähige, zähe und meistens respektlose Stinker, die nicht totzukriegen sind. Manchmal gehen sie falsche Wege, oft hadern sie mit sich selbst und prügeln wie weiland im kleinen gallischen Dorf aufeinander ein - aber als Gegner sind sie ein Alptraum ...“ Und meine Hartnäckigkeit sollte sich tatsächlich schließlich auszahlen …

   

Rückkehr aus dem Nichts

Mitte Juni 2005 klingelte das Telefon, am anderen Ende war niemand geringeres als Klaus. Seine Nachricht war Musik in meinen Ohren: „Wir machen das mit dem Kartonmodell.“ JJJAAAA! Geht doch. Vor meinem geistigen Auge sah ich ihn bei Redaktions-Konferenzen verzweifelt ausrufen: „Bitte, lasst uns das endlich durchziehen, ich werde den Kerl sonst nie wieder los!!!“ Hihi… Doch ein kleiner Dämpfer folgte sogleich: „Es soll ein 4-teiliger Bausatz werden, etwas aus dem neuen Zyklus.“ Mh, also nicht der TARA. Naja, egal, machen wir halt was neues. Sein nächster Satz brachte mich jedoch dann doch ein wenig in den Panik-Modus: „So Ende August sollte der Bausatz fertig sein. Es geht sich um die neue Thronflotte Arkons.“ Ende August? 4-teilig? Völlig neu? „Hmblpmpf – toll, Klaus, klar, kein Problem. (*schwitz*). Schick’ doch mal eine Skizze. Ich denke schon mal drüber nach …“

Zu Arkons Ruhm und Ehre

Der Ursprungswunsch war der neue GWALON-Kelch Bostich’s, Rainer Castor (PR Autor, „Arkon-Experte“) hätte es sicher gefreut. Das Problem war jedoch die zur Verfügung stehende Zeit - die Ferien standen ins Haus, im Endeffekt hätte das Modell innerhalb von 6 Wochen aus dem Nichts entwickelt werden müssen. Nun muss bedacht werden, hier sind keine professionellen Bastelbogen-Entwickler am Werk, sondern ambitionierte Fans. Arbeit und Familie benötigen ihre Zeit, die Modelle werden mehr oder weniger „von Hand“ entwickelt, nicht über spezielle Software. Ein Bausatz beginnt mit Skizzen, gefolgt von einem ersten Entwurf der Abwicklung, daraus wird ein Prototyp-Modell ohne Texturen entwickelt und probegebaut. Danach müssen Korrekturen an den Teilen vorgenommen werden, dann erst kann es an die Farbgebung gehen. Anschließend muss noch ein weiterer Testbau durchgeführt werden, um herauszufinden, ob die Überläufe der Texturen passen. Dies alles in 6 Wochen, nebenher? Chancenlos.

 

Hilfe aus Zeit und Raum

Andererseits wollte ich nun natürlich nicht meinerseits dem Projekt eine Abfuhr erteilen. Da fiel mir rettenderweise Raimund Peter ein, der vor einiger Zeit bereits ein Kartonmodell eines ENTDECKERS erstellt hatte. Das Problem war: Der Bausatz war zu groß, er würde 16 (!) Bögen benötigen statt der gewünschten 4. Trotzdem mailte ich Raimund an, ob er sein Modell als Grundlage für eine Beihefter-Serie zur Verfügung stellen würde. Anfangs sollte daraus der GWALON-Kelch entwickelt werden, aber schnell war klar: Das Endprodukt wäre viel zu klein. Selbst wenn der Kugelraumer nicht als Kelchschiff, sondern tatsächlich als LFT-Raumer verwendet werden würde müsste einiges verkleinert werden, und wer Raimund kennt, weiß: Kleine Modelle sind nix für ihn. Hier ein Auszug aus einem E-Mail-Wechsel, den wir über die nötige Verkleinerung des ENTDECKERS führten:

MS: „ Ja, es sollen 4 ca. DIN A4 große Bastelbögen werden. Das Schiff wird erheblich kleiner werden als die jetzige Version, aber ich denke, es ist dann durchaus trotzdem gut baubar.“

RP: „Wenn Du es auf die Hälfte verkleinerst...eventuell. Dann ist das arme Ding nur noch halb so groß wie die Marco Polo (von Revell).“

MS: „Ein wenig kann man bestimmt auch noch mit der Platzierung der Bauteile rausholen (z.B. wenn man die Kugelsegmente immer 180 Grad zueinander dreht).“

RP: „Die Kugelsegmente sind schon zueinander gedreht!“

MS: „(Ooops) Ich würde sagen: Keine Panik, was das angeht. :-)“

RP: „Das kommt mir so vor als wenn jemand sagen würde , hier hast Du ein Glas Wasser, füll mal 3 Liter hinein es wird schon irgendwie gehen…“

Lange Rede, kurzer Sinn: Schließlich war er doch mit einem Umbau einverstanden. Die PR-Macher waren zwar Anfangs mit einem Kugelschiff auch nicht ganz glücklich, ich aber gab zu bedenken, dass Kugelschiffe nun einmal typisch für das Perryversum seien. Schließlich war auch die erste der neuen Zinnfiguren Perry selbst, nicht Soldat Müller von Deck 23c.

Ich versuchte noch, den einen oder anderen zusätzlichen Bogen rauszuholen, aber mehr als 4 waren nicht drin, wie diese Mail von Klaus Bollhöfener vom 30.06.2005 zeigt: „Sicher kann ich Euch nur sagen, das es bei den vier Teilen bleiben wird. Da werde ich bei der Verlagsleitung keine Umstimmung erreichen. Wie man das am besten hinbekommt kann ich Euch leider nicht sagen, da seid ihr die Spezialisten.“

Also flugs die Miniaturisierungsaggregate der Hohlwelt HORROR angeschmissen und den ENTDECKER passend geschrumpft. Das Originalmodell musste auf 64% verkleinert werden, so wurde aus einem Durchmesser von 25 cm einer von 16 cm. Das klingt gar nicht so schlimm, aber es macht als Kugel schon einen großen Unterschied, und die Teile durften auf keinen Fall zu frimelig ausfallen. Schließlich sollen auch Leser-Bastler Freude daran haben, die keine Erfahrung im Modellbau haben. Das Urmodell besitzt interne Spanten zur Stabilisierung, diese waren bei der kleineren Version nicht mehr nötig. Die Konstruktion musste daher jedoch hie und da geändert werden, da Klebestellen nun anders waren als zuvor.

 

Der letzte Test

Um einen Testbau kam ich nicht drumrum, da Raimund das Modell entworfen hatte übernahm ich den Prototypen, denn solch einen Testbau sollte man am besten nie als Entwickler selber vornehmen, da man dazu neigt, automatisch kleinere Fehler auszubügeln! Allerdings kam dies für mich einer kleinen Folter gleich, denn ich HASSE es, das gleiche Bauteil mehrmals anfertigen zu müssen. Und jetzt? 48 gleiche Hüllensegmente, 24 gleiche Verbinder, 26 gleiche Ringwulstteile … seufz …

Raimund änderte die Dateien nach meinen Erfahrungen und Anmerkungen ab, tatsächlich gab es hie und da kleinere Fallstricke, aber nichts dramatisches. Das meiste betraf die Verbinder der einzelnen Bauteile, die so geändert werden mussten, dass sie einander nicht im Weg waren. Wir wollten ein Modell, welches „auf Stoß“ gefertigt werden konnte, d.h. ohne Klebelaschen an den eigentlichen Bauteilen, sondern in einer zweiten Ebene. Das ergibt zwar mehr Teile, aber auch ein deutlich schöneres Ergebnis. 

Auf den Bögen war kein Platz für Bauteile von Landestützen, auch erschien uns diese Arbeit für Bastelanfänger zu kompliziert und filigran - wir entschieden uns daher anstelle dessen für einen dekorativen Ständer, welchen ich entworfen habe. Die Bauanleitung habe ich ebenfalls verfasst, Schritt für Schritt meiner eigenen Vorgehensweise folgend. Auch dies sollte der Konstrukteur besser nicht selber machen, denn man übersieht schnell Dinge, die für Außenstehende jedoch wichtig zu erwähnen sind. Die beste Lösung wäre der Bau durch eine völlig unbeteiligte dritte Person, doch dafür reichte die Zeit nicht mehr.

Es zeigte sich am fertigen Modell, dass die Farbgebung etwas zu sehr rosa geraten war – wie schrieb doch schon Rainer Castor in PR 2225 bei der Einführung von PRAETORIA: „Trebron lachte rau auf. »Soll ja keinen Schönheitswettbewerb gewinnen, Kleiner, sondern funktionieren! Sei froh, dass die Konstrukteure nicht eine andere Ynkonit-Legierung mit höherem Ynkelonium-Anteil verwendet haben ...«
Sainginas verdrehte die Augen, während der Posbi den Kontakt zur Beiboot-Leitstelle erstellte und die Einweisungsbestätigung empfing.
»Nur das nicht, du hast Recht, großer Freund. Bläulich-rot oder rötlich-blau reicht völlig. Der Albtraum aller Modellbauer: flamingo-rosa!«“
 

Auch Klaus Frick (PR Chefredakteur) hatte dazu eine ganz klare Meinung, nachdem er Fotos gesehen hatte: „Die sind mir nach wie vor ein bisschen zu rosa, und wenn's zehnmal in den Romanen so beschrieben ist. Die sehen echt toll aus - aber bitte-bitte weniger oder lieber gar kein Rosa.“

Na, da von der Redaktion so lieb gebeten wurde sagten wir natürlich nicht nein, und der rosa-Anteil wurde reduziert. Der in den Romanen beigeheftete Bastelbogen ist nun eher grau mit nur leicht rosa getönten Elementen, um den Beschreibungen gerecht zu werden.

   

Signale der Vollendung 

Das Licht der Öffentlichkeit erblickte der Karton-ENTDECKER zum ersten Mal auf der „Inspiration Modellbau“ in Mainz am 10. und 11. September 2005, mit durchweg positiver Resonanz. Raimund Peter hatte auch sein Original-Modell dabei, wie es sich für ihn gehört natürlich effektvoll beleuchtet. Wenn alle Pläne umgesetzt werden wird es diese größere Variante, inklusive optionaler Landestützen, auf der PR-Homepage als Download geben - und bei entsprechender Resonanz vielleicht auch in Zukunft noch andere Kartonmodelle. Hatte ich erwähnt, dass OLD MAN im Prinzip fertig wäre …?

Zum Abschluss noch ein paar Worte in eigener Sache: Mein besonderer Dank geht an Swen Papenbrock, ohne den ich das Thema Kartonmodelle wohl nie bei der PR-Redaktion ernsthaft angebracht hätte, ebenso an Raimund Peter, ohne dessen Urmodell und tatkräftige Unterstützung dieses Projekt nicht hätte realisiert werden können. Nicht zu vergessen auch Klaus Bollhöfener, der mein ständiges Drängen ertragen musste und die Aktion bei VPM ins Rollen brachte. Danke!

Das Modellschiff trägt übrigens keinen Namen, damit jeder „seinen“ ENTDECKER bauen kann. Für mich persönlich wird es immer die CLARK DARLON sein - entdeckte er nicht für uns alle zahllose Welten und Wunder in den unendlichen Weiten des Universums?

In diesem Sinne: Ad Astra - und „just glue it!“

Marco Scheloske, Januar 2006

Hier kann der Bastelbogen runtergeladen werden:

http://perry-rhodan.net/aktuell/news/2005110401.html

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